Silbersuite

Weishaupt

Eine Münchener Silberschmiededynastie

Anton-Weishaupt

Gründungsvater und erster Silberschmied dieser Dynastie war Anton Weishaupt. Der im Jahr 1776 geborene Anton Weishaupt übernahm nach der Heirat mit der Enkelin des Münchner Silberschmiedes Joseph Bonaventura Leismiller, dessen Konzession. Die Familie Leismiller besaß diese sogenannte „Silberarbeitergerechtsame“ des Münchner Magistrats bereits seit 1692. Diese Konzession verblieb bei der Firma Weishaupt bis zur Einführung der Gewerbefreiheit 1868.

Die erste große Arbeit mit der sich Anton Weishaupt einen Namen machte, war die Beteiligung an der Ergänzung und Umgestaltung des „Weißen Tafelsilber“ für König Max I Josef.

Die Geschichte dieses großen Königservice ist interessant:

Jérome Bonaparte, den sein Bruder Napoleon I zum König von Westfalen machte, ließ für seinen Hof in der Residenzstadt Kassel, von den zwei berühmtesten Silberschmieden des Empire - Odiot und Biennais - zwei umfangreiche Tafelservices, eines in Weißsilber und eines in Vermeil, anfertigen. Koenig-MaxI-Josef-von-Bayern Im Jahr 1813, nach der Niederlage Napoleons, floh Jérome aus seinem Königreich nach Württemberg, der Heimat seiner Frau und später nach Österreich. In zunehmenden Geldnöten verkaufte er sein kostbares Galaservice 1816 an den Augsburger Silberschmied und Silberhändler Alois Seethaler, der es dem Bayrischen König Max I Josef anbot. Dieser war froh so ein prächtiges „Modernes Tafelsilber“ im Stil des Empire günstig erwerben zu können, da man in München noch immer von den kurfürstlichen Tellern des 18. Jahrhunderts aß. Nun mussten aus allen Bestecken, Terrinen, Platten und Tellern die Wappen und Initialen Jéromes durch die des Königs von Bayern ersetzt werden. An dieser umfangreichen Arbeit war auch Anton Weishaupt beteiligt. Zudem erhielt er den Auftrag, eine Reihe von Ergänzungsteilen für das Königsservice anzufertigen. Da er diese Aufgabe sehr zur Zufriedenheit von Max I Josef ausführte, wurde ihm 1817 als erstem Silberschmied überhaupt der königlich bayrische Hoftitel eines Hofsilberarbeiters verliehen. Dieser Titel und sein bekannter Name sorgten erfolgreich für Nachfolgeaufträge des Hauses Wittelsbach, sowie des bayrischen Adels und des reichen Bürgertum.

Bei einem Besuch in der Residenz, in der man das königlich bayrische Empire-Tafelsilber, inklusive der Ergänzungsteile von Anton Weishaupt, bewundern kann, werden nur wenige Besucher wissen, das es sich dabei um ein „Second Hand Service“ handelt und unter dem bayrischen Königswappen und den Initialen des Königs Max I Josef sich Wappen oder Monogramme von Jérome König von Westfalen befinden.

Seine letzte Arbeit für König Max I Josef war eine prächtige Silberurne, in der das Herz des verstorbenen Königs beigesetzt wurde und die in der Gnadenkapelle in Altötting ihren Platz fand.

Nach dem Tod von Anton Weishaupt 1832 übernahm sein 1802 geborener Sohn Carl Weishaupt die Firma. Er wurde Hoflieferant König Ludwig I und vergrößerte sowohl Umfang als auch Renommee der Silbermanufaktur Weishaupt. Er starb 1867.

Portraits-Weishaupts

Nach Carl Weishaupt führte das Unternehmen sein Sohn Max Carl Weishaupt weiter. Der zunehmende wirtschaftliche Erfolg machte einen Umzug von der Dienerstraße in größere Geschäftsräume am Marienplatz möglich. Erst in die Nr. 1 und dann in das Haus Marienplatz 29, Ecke Rosenstraße. In dieser Zeit intensivierte die Firma die Zusammenarbeit mit der größten süddeutschen Silbermanufaktur Peter Bruckmann & Söhne in Heilbronn. Bruckmann lieferte Fertigteile für die Arbeiten Weishaupts, aber auch vollständige Bestecke und nach Auftrag gefertigte Silberobjekte, die dann mit dem Verkäufersignet Weishaupt verkauft wurden.



Geschaeftsraume-CW

Nach Einführung der Gewerbefreiheit 1868 entfiel die bis dahin obligatorische Stempelung aller Silberarbeiten mit der Stadtmarke dem Münchner Kindl. Ab diesem Zeitraum finden wir nur den Schriftzug C. Weishaupt in Kombination mit der Silberfeingehalts-Angabe. Ab dem 1.1. 1888 galt dann zwingend der Reichssilberstempel Halbmond und Krone mit der Silberfeingehaltsangabe von mindestens 800.


Muenchen-Weishaupt

CWR-Besteck

Nach dem Ableben von Max II Weishaupt übernahm 1903 seine Witwe Anna Weishaupt das Geschäft und führte es bis zu Ihrem Lebensende 1918. In den Jahren 1908 und 1911 entwarf Richard Riemerschmid, der in verwandtschaftlicher Beziehungen mit der Familie Weishaupt stand, für die Firma die berühmten Besteckmuster CWR und CWM. Beide Bestecke wurden mehrfach prämiert und fanden Ihren Platz in der Designgeschichte. Ein weiter Höhepunkt in der Firmengeschichte Weishaupts.

 

In dieser Periode stempelte Weishaupt neben dem ausgeschriebenen Namen C. Weishaupt auch die neue Firmenmarke CWM mit dem Symbol der Münchner Frauenkirche.


CW-Marke-1868

Anna Weishaupt war die letzte Inhaberin der Firma, die den Familiennamen Weishaupt führte.

Im Kriegsjahr 1918 übernahm Clara Neresheimer, die Tochter von Max und Anna Weishaupt,

auch eine gelernte Goldschmiedin, die Geschäfte. Claras Mann, August Neresheimer war der Kurator der Schatzkammer der Residenz. Clara schaffte es die Firma durch die schweren Zeiten nach dem 1. Weltkrieg zu führen. 1921 übernahm sie die alteingesessene Silberfirma Harrach & Sohn, die Ihren Schwerpunkt in der Anfertigung von Kirchensilber hatte. Mit dieser Sparte und einem umfangreichen und gut zusammengestellten Silbersortiment von Bestecken und Korpusware konnte die Firma Weishaupt erneut ihre Erfolgsgeschichte fortsetzten.

Ab 1933 war Hanni Biehler, Tochter von Clara und August Neresheimer Inhaberin die Firma. Sie starb 1944. Zudem wurde das Gebäude der Firma, Marienplatz Nr. 29, durch einen Luftangriff schwer beschädigt und 1945 abgerissen. Damit endete vorläufig die Firmengeschichte der Silberdynastie Weishaupt.

Der Enkel von Hanni Biehler, der Silberschmiedemeister Florian Bieler besitzt heute die Firmenrechte an der Firma Carl Weishaupt.

 

Marken-Weishaupt

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