Silbersuite

Leben mit Silber

Traumurlaub3

"Traum - Urlaub"  Gedankenreise mit Silber im Gepäck

Urlaub, schrieb der Historiker Valentin Groebner in seinem gerade erschienenen Buch „FERIENMÜDE – Als das Reisen nicht mehr geholfen hat“, Urlaub ist das Nichtvorhandensein von Verpflichtungen. Urlaubsreisen jedoch sind voll mit Verpflichtungen. Bei diesen Ausgaben muss! man etwas erleben, muss Spaß haben, auch die letzte Sehenswürdigkeit nicht verpassen, im Stau stehen auf dem Weg zum Strand oder Schlange vor den Museen oder Strandbars, sich beeilen, damit im Hotel die Vollpension nicht verfällt, usw. Ich selber bin viel gereist – beruflich. Als ehemalige Moderstylistin habe ich fast die ganze Welt gesehen. Wir fotografierten auf Privatinseln in der Karibik, in Andalusien auf einer Stierzucht-Hazienda, in Schottland in einem Schloss, in Afrika bei einer Safari. Sehr private Orte, oft mit nettem Kontakt zu den Besitzern, dem nicht selten eine Teestunde, eine Einladung zum Essen oder eine private Führung der Umgebung folgten. Manche wurden Freunde. Ein privilegierter Glücksfall, Land und Leute abseits des Touristenstroms kennenzulernen. Heute bin ich nicht mehr oft auf Reisen, dann auch nicht in Sachen Mode, sondern des Silbers wegen. Aber auch hier bewege ich mich meist abseits der üblichen Routen, komme in kleine Städtchen, fahre über Land, treffe Menschen in ihrem privaten Umfeld – und lasse mir Zeit, das Notwendige mit dem Vergnüglichen zu verbinden. Wie zum Beispiel ein Besuch bei Sarah, einst Händler-Kollegin und heute liebe Freundin in West-Cornwall (ich schrieb darüber im Magazinartikel TEA TIME – Gäste aus Deutschland, Silber aus England), oder ein Wiedersehen mit meinem Sammlerfreund Serge, der letztes Weihnachten androhte, mir die Freundschaft zu kündigen, wenn ich ihn nicht dieses Jahr in Arles besuchen würde. Leider ist in diesem Coronajahr 2020 weder das eine, noch das andere möglich oder sinnvoll. Als ich über mein Bedauern darüber mit Sarah am Telefon sprach, lachte sie nur und sagte: Dann mach doch einen „Traumurlaub“. Was? Bitte wie? Ja, du hast doch Fantasie und zudem das Glück eines Hauses mit großem Garten auf dem Land mit schönster Umgebung.

Fruehstueck Bornholm
Denk dich, träum dich dahin, wo Du gerne sein möchtest, ein Ort, an dem du noch nicht warst oder an den du wundervolle Erinnerungen hast. Die Vorstellung davon ist ohnehin soviel schöner und besser als die (heutige) Wirklichkeit. Das ist Sarah- und wissen Sie, sie hat recht.  2019 waren 1,5 Millarden!! Urlauber unterwegs. Die Paradise, wie ich – und sicher viele von Ihnen auch, sie noch kennen, existieren nicht mehr - außer in Büchern, Gedanken und Erinnerungen.

In meinem Innenhof blühen Hibisken und Oleander, der Lavendel duftet und die Oliven- und Zitronenbäumchen tragen reife Früchte – mediterraner geht es kaum. Auf der anderen Seite ist das große Hortensienbeet, umrandet von Buchsbaum und üppigen Rosensträuchern, Rosamunde Pilcher lässt grüßen. Im Garten steht der originale Ostsee-Strandkorb, (schon einmal Mittelpunkt in einem Magazin: Ferienabend am Meer) das Meer kann ich mir aus meiner Erinnerung abrufen und der schön gedeckte Tisch, von Kerzenlicht umgeben, könnte auch auf der Terrasse eines romantischen Hotels an der Amalfiküste stehen, Sonnenuntergang inklusive. Fehlt nur noch das geliebte Silber.

Ich beginne meinen Urlaubstag in Dänemark, in Bornholm – Ort glücklicher Ferien meiner Kindheit. Keine 5 Autominuten von meinem Haus entfernt, liegt ein zu dieser morgendlichen Stunde menschenleerer Badesee mit einem Sandstrand, den das Kieswerk geschaffen hat. Hier fahre ich, nur im Bademantel, zum Schwimmen und als ich zurückkomme, frühstücke ich im Strandkorb mit einem großen Pott Kaffee, sowie Rührei mit Krappen. Das dreiteilige Kaffeeservice ist ein ganz typisches, dänisches Art Déco Objekt. Feiner Hammerschlagdekor überzieht die Oberfläche und die Randverzierungen aus Wellenlinien mit kleinen eingearbeiteten Kugeln, finden ihre Entsprechung in der Deckelbekrönung der Kanne.

Daensches Markenbeispiel

Das Service trägt das dänische Staatszeichen, die drei Türme mit der Jahreszahl der Herstellung. Die Drei-Türme-Marke, wurde 1608 eingeführt und war zuerst die Stadtmarke von Kopenhagen, bis sie 1893 zum Staatszeichen von Dänemark wurde und damit für das ganze Land galt. Sie garantiert einen Silbermindestfeingehalt von 826/1000, es sei denn, ein höherer Gehalt ist zusätzlich gestempelt. Die Marke wurde jedes Jahr minimal modifiziert, sodass es für jedes Jahr eine einmalige Marke gibt. Die Drei-Türme-Marke steht bis 1972 immer in Kombination mit dem „Stadtsguardein“, der Marke des jeweiligen Beschaumeisters, der damit den eingehaltenen Silberfeingehalt bestätigte. Auf dem Service finden sie das Zeichen für den Beschaumeister Christian F. Heise, verantwortlich von 1904 bis 1932. Neben dem frühen Meisterzeichen von Grann Laglye, sehen sie eine vierte Marke, die eher selten ist und oft als Meistermarke missdeutet wird. Die Marke „ D Hammer A“ in einem Wappenschild ist die „Dansk Arbedje“, eine Handelsmarke zur Förderung dänischer Produkte.

Lesen, sonnen, dösen, so vergeht unbeschwert der Vormittag. Die Mittaghitze vertreibt mich aus dem Strandkorb, ich suche ein schattiges Plätzchen und reise weiter.
Lunch in der Provence graoß


Es geht in die Provence, vorbei an Lavendelfeldern, durch Olivenbaumhaine bis zu dem kleinen Hotel mit Restaurant, das die Mutter von Serge führte und wo ich ihn bei einer  Modeproduktion vor vielen, vielen  Jahren auch kennenlernte. Ein üppig bepflanzter Innenhof mit Schatten spendenden Bäumen, lädt zum Verweilen und einem leichten Lunch ein. Melone mit Schinken ist ideal für Mittagshitze und den kleinen Hunger. Die eisgekühlte Rosewein-Schorle wird in einer grünen Glaskaraffe mit reichem Silberoverlay serviert. Auch wenn das üppige Jugendstildekor aus Lilien und großem Herz sehr französisch anmutet, die Karaffe kommt aus den USA um 1900. Recht verputzt, aber immer noch lesbar, ist der Schriftzug Sterling und das Meisterzeichen der Firma La Pierre aus New York. Mit Serge bin ich schon zu "Modezeiten“ über die Floh-und Antikmärkte in Arles, Nimes, Aigues-Mortes und kleinsten südfranzösischen Dörfern gestromert. Viele witzige Gegenstände in meinem Haus zeugen davon. Silber war zu dieser Zeit für mich noch nicht wirklich ein Thema. Dafür ist es das heute um so mehr. Serge, dessen Hauptmerk auf französischem Silber des 18. Jahrhunderts liegt, kennt mich und die Silbersuite gut genug, um mir ab und zu, ein schönes Stück, das er entdeckt hat, zu schicken. Die Karaffe ist eines davon. Schläfrig von Wein und Nichtstun, halte ich Siesta im kühlen Haus.

Teetime in Cornwall3a
16.30, die richtige Zeit für den Nachmittagstee. Dafür reise ich nach England, in mein geliebtes Cornwall. Leider muss ich auf die Gesellschaft von Sarah verzichten, nicht jedoch auf eine Unterhaltung mit ihr. Sie in ihrem Garten, ich in meinem, jeder eine Silberkanne und Tasse vor sich, skypen wir und sind so doch irgendwie zusammen. So wie ich dieses Jahr von Serge eine Silberlieferung " zum Trost" aus Frankreich erhielt, schickte mir Sarah ihrerseits ein Überraschungspaket aus England. Darunter war die besonders schöne Teekanne aus London 1832, die heute auf dem Tisch beim Rosenbeet steht. Die glatte, flachbauchige Kanne, mit einer gegossenen Blume als einzigem Zierelement, wird von einem aufwändig gravierten, bekrönten Wappen mit einem Sinnspruch in griechischer Schrift, dominiert. Zierde und Historie zugleich, die Kanne soll aus dem Besitzt der Verleger- und Politikerfamilie Adam Black aus Schottland stammen, deren Wappen es trägt. Diese William IV Teekanne - der Stil wird in England nach den Zeiten der jeweiligen Könige und Königinnen benannt, wurde von Robert Hennell gearbeitet -  Robert Hennell II. Im Warenangebot finden sie eine weitere Teekanne, eine George III Kanne, ebenfalls von Robert Hennel, Robert Hennell I. 1741 geboren, arbeitet er erst mit seinem Vater David Hennell und wurde 1772 Meister, die Kanne stammt von 1790. Robert Hennell II, Silberschmied der hier gezeigten Kanne, war der Sohn von John Hennell, dem ältesten Bruder von Robert Hennell I, bei dem er das Silberhandwerk lernte. Bei John Houle, Silberschmied und berühmter Graveur verfeinerte er seine Kunst des Gravierens, die er bereits bei seinem Onkel gelernt hatte, dessen Silberobjekte ebenfalls die feinsten Gravierungen aufweisen. Das  perfekt gestochene Wappen zeugt von dieser besonderen Familienbegabung.

Dinner in Capri2a


Der Tag neigt sich dem Abend zu, Zeit, gen Süden aufzubrechen. Richtung Amalfiküste, nach Capri, nach Ischia. Ein Sehnsuchtsort, an dem ich nie war – und es sehr warhscheinlich auch nie sein werde. Denn mein Traum speist sich von alten Reiseberichten um 1900, aber auch aus den 50er Jahren und nicht zuletzt von der köstlichen Billy Wilder Komödie „Avanti, avanti“, die Anfang der 70er Jahre auf Ischia spielt. (Übrigens eine wunderbare Empfehlung für einen verregneten Urlaubstag.) Und ich weiß, dieses Ischia, dieses Capri meiner Vorstellung ist schon vor Jahren verloren gegangen. Ich aber träume mich von meinem Innenhof auf die Terrasse des Grand Hotels Excelsior, "bestelle" einen leichten Rotwein, der in einer prächtigen Weinkaraffe aus schwerem Bleikristall und üppiger Silbermontierung serviert wird. Brot und Oliven werden ebenfalls in Silberschalen gereicht und der gegrillte Fisch ist gar köstlich. Überall gehen die (Solar-) Lichter an und die Silberleuchter mit Windschutz bestückt, werden angezündet. Schöner kann man den Urlaubstag, der mich in vier Länder geführt hat, nicht beenden. Ein Traum!

 

 

 

 

 

 

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