Silbersuite

Marken, Meister, Techniken

Französische Silbermarken vor der Revolution 1789

 

Frankreich hat das älteste, aber auch das komplizierteste Markenwesen. Ganz besonders komplex ist das 1672 eingeführte System der Besteuerung durch Steuerpächter, die dem Staat das Recht auf Erhebung von Steuern auf alle hergestellten Silbergegenstände für einen bestimmten Zeitraum abkauften.

So kann unser Artikel auch nur einen begrenzten, allgemeinen Überblick über die grundsätzliche Stempelung der Silberobjekte vor 1789 geben.

Auf Silbergegenständen vor 1789 befinden sich immer mindestens 4 Stempel. Die Reihenfolge war wie folgt festgelegt:

 

1. Die Meistermarke
2. Der Pächterstempel
3. Der Zunft/Garantiestempel
4. Der Quittungsstempel über die entrichtete Steuer

Meistermarke
Der Silberschmied musste den Gegenstand mit seinem Meisterstempel versehen, bei einem Objekt aus mehreren Teilen auch jedes dazugehörige Einzelteil. Dieser Stempel ist die Signatur des Silberschmiedes. Er zeigt fast immer eine gekrönte Lilie, ein Emblem, das der Silberschmied für sich auswählte, sowie seine Initialen.
Hier als Beispiel die Meistermarke des Pariser Silberschmiedes Julien Boulogne-Petit ab 1765 mit der gekrönten Lilie, einem Stern als Emblem und die Initialen JBP.

 

Meistermarke-Julien-Bouligne-Petit


Pächterstempel
Nach dem Schlagen der Meistermarke wurde der Gegenstand oder dessen Einzelteile, dem Büro des Steuerpächters zur Berechnung der Silbersteuer vorgelegt und mit dem Pächter/Steuerstempel versehen. Aus diesem Stempel kann man auch den Herstellungsort ersehen, da jeder Steuerbezirk, sprich Pächter einen eigenen Stempel hatte. Dieser Stempel bestand aus einen geschlossenen Krone und einem Buchstaben.

Hier als Beispiel, der Pächter/Steuerstempel des Pariser Steuerpächters Jean Jacques Prévost 1762 bis 1768 mit der geschlossenen Krone und dem Buchstaben A für Paris.

Paechterstrempel-Prevost


Zunft/Garantiestempel
Nach der Stempelung durch das Büro des Steuerpächters wurde der Silbergegenstand von dem Silberschmied der Zunft vorgelegt. Hier wurde er, durch beauftrage Zunftmeister, auf seinen korrekten Silberfeingehalt (damals 958/1000) geprüft und mit dem Zunft/Garantiestempel punziert. Dieser zeigt einen Jahresbuchstaben unter einer offenen Krone für das Herstellungsjahr und den Ort.

Hier als Beispiel der Zunft/Garantiestempel, ein großes B unter einer offenen Krone, das für Paris und das Jahr 1765 steht.

Stadt-Jahresmarke-Pari-1765


Der Quittungsstempel
Erst nach diesen drei Stempelungen konnte der Silbergegenstand vom Meister vollendet (bzw. die Einzelteile zum Ganzen zusammengesetzt) werden. Bevor er in den Handel kommen oder dem Auftraggeber geliefert werden konnte, benötigte er noch den Quittungsstempel, den er wiederum im Büro des Steuerpächters, nach Zahlung der festgelegten Silbersteuer, erhielt. Dieser kleine Stempel diente als Nachweis für die entrichtete Steuer.

Hier als Beispiel der Quittungsstempel des Pariser Steuerpächers Jean Jacques Prévost von 1762 bis 1768.

Quittungsstempel-Praechter-Prevost


Alle diese Stempel waren je nach Größe des Gegenstandes, der Person des Pächters, den verschiedenen Steuerdistrikten, sowie den wechselden Jahresbuchstaben unterschiedlich und gingen in die Tausende. Sie ergeben in ihrer Gesamtheit ein bis heute noch nicht vollständig aufgearbeitetes und dokumentiertes Fachgebiet.

Für alle, die sich mit den französischen Marken vor 1789, eingehender befassen wollen:

Neben den großen, umfangreichen und teuren Nachschlagewerken von Henry Nocq und Jacques Helft, bieten die handlichen Bücher von Tardy und Beuque einen guten, kurzen Überblick über die wichtigsten französischen Marken der Städte, Pächter und Jahreszahlen, sowie der bedeutensten Meister.

 

Tardy Beuque

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