Silbersuite

Leben mit Silber

Silber liebt Blau

Schon früh schätzten die Gold-und Silberschmiede die faszinierende Verbindung von Edelmetall und leuchtend satten Farben, wie sie nur den schönsten Edelsteinen zu eigen sind: Rubinrot, smaragdgrün und saphirblau. So wurden das Saphirblau, das Königs- und Kobaltblau zu den bevorzugten Farben im Kontrast zum hellglänzenden Silber. Kristalleinsätze für Salieren, Schalen und Jardinieren, sowie Flaschen für Menagen und Hulieren. Daneben sehen wir Silber in Kombination mit blauem Emailierungen, blauen Schmuck- oder Edelsteinen und im 20. Jahrhundert auch Porzellan auf dessen blauen Scherben das Silber-Overlay besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt. In Großbritannien waren und sind so gut wie alle Glaseinsätze für Gewürzgefäße – Salieren, Senftöpfe, Streuer - aus blauem Kristall oder Glas. Auch für die meisten englischen Silberrahmen bevorzugte und bevorzugt man nach wie vor, für die Umantelung des Holzkerns königsblaue Stoffe aus Samt oder Seide. Aus Paris stammen die Hulieren mit den seltenen, blauen Essig– und Ölflaschen.

Ich habe für Sie eine kleine Kollektion von Silber mit Blau aus Deutschland, den Niederlanden, England, Frankreich und Belgien zusammengesammelt und hoffe, Ihnen gefällt dieseTerrine offen edle Liaison genauso gut, wie mir.

Links, eine prächtige Deckelterrine aus Paris um 1890 mit dicken Godronierungen an Stand und Schüssel, einem fein gestalteten Gitterwerk, durch das der blaue, mundgeblasene Glaseinsatz dunkel schimmert und einen erhabenen Rand mit Eichenblattverzierung. Der Deckel ist mit Weinblättern geschmückt, in der Mitte sitzt eine Wachtel im Nest und „bewacht“ ihre Eier. Ich habe dieses Stück feinster Silberschmiedekunst als Terrine für eine Wachtelpastete benutzt. Für den Vorbesitzer war es eine "imposante" Pralinendose. „Wie es Euch gefällt!“ Die – nennen wir es neutral – Deckelschale wurde von Alphonse Debain in Silber 950 gefertigt. Alphonse Debain kam aus einer Silberschmiedefamile. Sein Großvater Francois-Alphonse Debai gründe 1847 die Firma, die sein Sohn weiterführte, bis Alphonse 1883 die Nachfolge seines Vaters und Großvaters antrat. Er gründete eine Partnerschaft mit dem bekannten Goldschmied Philippe Berthier. Sowohl unter dieser Firmenmarke als auch seiner eigenen Marke fertigte er prächtige Gegenstände, die noch heute weltweit geschätzt werden und hohen Wert besitzen. Seine Kunstfertigkeit wurde auf der Weltausstellung 1889 in Paris mit einer Goldmedaille geadelt, ebenso bei der Weltausstellung 1901 in Glasgow und der "Französischen Ausstellung für dekorative Kunst 1909" in Kopenhagen. Debain arbeitete gerne im französischen Empire-Stil, in Zusammenarbeit mit Jean Baptise Claude, einem der Meister von La Maison Odiot, war er einer der bedeutendsten Silberschmiede Europas seiner Zeit. Rechts sehen Sie eine offene Schale im Stil des Klassizismus mit Festons, zwei Schleifen bekrönten Kartuschen und ein Stabgitterwerk durch das der blaues Glaseinsatz blitzt. Vom Stil her um 1800 anzusiedeln, ist die Schale – oder wie hier die Jardiniere - aus den Niederlanden von 1902 und wurde von der berühmten Silberfirma van Kempen en Zonen gefertigt.

Silber liebt Blau 2

Die beiden Henkelkörbchen stammen aus München um 1900 von der Silberfirma Hestermann & Ernst. Ganz typisch für die Werkstatt ist das Dekor aus Obst und Gemüse, für das Hestermann & Ernst bekannt war und stets den Vorzug vor Blumendekor gab. Auch hier der schöne Kontrast zwischen der Silberdurchbrucharbeit und dem blauen Glas. Für die kleine Vase daneben, die wohl – es gibt keine Marken, nur ein geprüfter Silberfeingehalt von 800 – aus Frankreich kommt, wurde das blaue, durchscheinende Glas mit einer dicken Silberummantelung im Blumendekor versehen. Es ist also kein Overlay, wie es der Fall bei der großen Deckelvase von Rosenthal im Warenangebot ist, das mittels galvanischer Technik, mit dem Glas fest verbunden ist, sondern ein extra gefertigtes Silbergeflecht, das auf das Glas geklebt wird. Rechts daneben steht eine seltene Arbeit aus Bremen um 1840, also der Zeit des Biedermeiers. Auf dem ovalen und Blumen verzierten Stand „schwimmt“ ein Schwan, der eine Glaschale trägt, die von zwei seitlichen Silberarmen eingerahmt wird. Die Schale ist mittels einer Silberschraube mit dem Unterteil verbunden. Die Silberarbeit stammt aus Bremen von der Firma Drews & Wilmans, der zweifarbige Glasaufsatz mit geschliffenen und geätzten Elementen wurde aber mit Sicherheit in Böhmen gefertigt. Ein ausgefallenes und besonderes Stück mit kleinen Fehlern/Beschädigungen, eigentlich fast normale Alterspuren beim Silber und Glas, die jedoch liebevoll restauriert wurden. In der unteren Bildreihe sehen Sie rechts eine Empiresaliere aus Belgien, ein Paar Gewürzgefäße aus den Niederlanden von 1816 und die schon erwähnte Rosenthal-Vase aus dem Jahr 1936 mit Blüten und Paradiesvogel aus Silber-Overlay.

Silber und Blau 3

Die blauen Glas- und Kristalleinsätze sollten nach Möglichkeit unbeschädigt sein, was leider sehr oft nicht der Fall ist. Ein kleiner Abschlag im Glas eines Senfgefäßes mit Deckel ist noch kein großes Manko, sollte das Glas aber so kaputt sein, dass es ersetzt werden muss, lieber die Hände davon lassen. Ein maßangefertigter Ersatz aus farbigem Glas wird nur noch von ganz wenigen Glasmanufakturen angeboten und gemacht, in London ist das zum Beispiel die Firma „Blue Crystal Glass“, und kostet dann ein kleines Vermögen, das sogar oft den Wert des Silberobjektes überschreitet. Im Laufe der vielen Jahre meiner Tätigkeit haben sich zig blaue Glaseinsätze angesammelt. Daher habe ich früher! auch mal schöne Gewürzgefäße oder Menagen ohne Glas gekauft, in der Hoffnung unten den 50 plus Einsätzen ein Passendes zu finden. Bis heute – immer wieder erstaunlich – ohne Erfolg.

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